Die Hünenberger Burgruine
Hier liegt der eigentliche Geburtsort von Hünenberg. Erste Spuren weisen auf eine Besiedlung um 1100 hin. Damals war es offenbar eine Erd- /Holzanlage mit einer Ringmauer aus Stein, welche die Stammburg der Ritter von Hünenberg bildete. Die Burg muss einen überraschend prächtigen Wohnbaus (Palas) und eines Torbaus gehabt haben.
Die Gebäude sind so sorgfältig gemauert, wie es nur auf ganz wenigen anderen Burgen jener frühen Zeit gemacht wurde. Zum Bau gehören auch romanische Bauskulpturen, u.a. ein Würfelkapitell und ein Löwenrelief. Es gab auch einige Kleinfunde, wie Keramikscherben und eine Schachfigur. Da Urkunden aus dieser Zeit weitgehend fehlen, ist der Bauherr dieser überdurchschnittlich grosszügigen Anlage weiterhin unbekannt.
Die hochmittelalterliche Burg stürzte zum Teil ein. Neue Stütz- und Ringmauern mussten errichtet werden. Um 1250 erbauten die Herren von Hünenberg anstelle der alten Gebäude an der Hangkante im aufgeschütteten ehemaligen Innenhof die neuen Wohnbauten. Dazu gehört vor allem der mächtige Wehrturm mit seinem eindrücklichen, drei Meter dicken Megalith-Mauerwerk.
Aus dieser neu erbauten Burg des 13./14. Jahrhunderts stammen Funde von Ofenkacheln, Waffen und Münzen. Die Herren von Hünenberg waren um 1300 die bedeutendste Kleinadelsfamilie in der Zentralschweiz.
Mit Walter (Waltherus) von Hunberg wird im Jahre 1173 der Name Hünenberg erstmals aktenkundig.
Unklar ist jedoch, ob sich diese Erwähnung auf das Zuger Geschlecht oder auf Angehörige einer Familie aus dem Hegnau bezieht. Als erster Vertreter ist Walter von Hünenberg ab 1239 erwähnt. Das auf Rodungen basierende Eigengut der Familie wurde durch kyburgische, habsburgische und andere Lehen ergänzt, die Hünenberger kontrollierten so zahlreiche Burgen in der näheren Umgebung. Um die Mitte des 13. Jhdt. gründeten sie zudem Wildenburg bei Baar, wo sich ein Zweig der Familie niederliess. Vertreter der Hünenberger erwarben das Bürgerrecht der Städte Zug, Zürich, Luzern und Bern.
Politisch hatten die Herren von Hünenberg keine bedeutenden Ämter inne. Im Spätmittelalter verliessen sie ihren Sitz und siedelten sich in den Städten an, wo das Leben als angenehmer und komfortabler empfunden wurde.
Im Kampf zwischen Eidgenossen und Habsburgern scheinen die Hünenberger mit beiden Seiten zeitweise sympathisiert zu haben. Der Sage nach soll ein Heinrich von Hünenberg 1315 am Tag vor der Schlacht bei Morgarten den Schwyzern den entscheidenden Hinweis auf den bevorstehenden habsburgischen Angriff gegeben haben. Gemnäss Legende habe Heinrich von Hünenberg einen Pfeil mit der Botschaft «Hütet euch am Morgarten am Tage vor St. Othmar» über die Befestigung von Arth zu den Schwyzern geschossen.
In der Schlacht von Sempach hingegen kämpften 1388 mehrere Hünenberger auf der Seite von Habsburg-Österreich. Es gibt Hinweise darauf, dass die Habsburger die Burg Hünenberg beim Gefecht „an der Totenhalde“ am Heiligabend 1388 im Rahmen des Sempacher Krieges zerstörten.
Als in den folgenden drei Jahrzehnten die vorderösterreichische Herrschaft zusammenbrach verlor auch die Familie Hünenberg an Macht und Ansehen. Die Hünenberger verkauften ihre unbewohnte Burg 1414 an einheimische Bauern (Loskauf).
Der Bergfried stand bis ins 19. Jahrhundert hinein noch aufrecht.
Wiederentdeckung der Burg
Bis 1944 schien die Burg Hünenberg vergessen zu sein. Dann setzte sich der Chamer Landwirt und Kantonsrichter Emil Villiger dafür ein, dass die Korporation Hünenberg den Burghügel von der Familie Holzmann kauften konnte.
Von 1944 bis 1946 legte der archäologiebegeisterte Landwirt Villiger mit Hilfe Freiwilliger, des Feuerwehr, Turnvereins und Schülern die Burg frei. 1961 wurde sie unter den Schutz der Eidgenossenschaft gestellt. Bei Ausgrabungen 2006 wurden 68 römische Kupfer- und Silbermünzen aus der Zeit zwischen 150 v.Chr. bis 270 n.Chr. gefunden.
Konservierung der Burg
Im Rahmen der Restaurierung wurden die Mauern gereinigt und wo nötig gesichert, um den künftigen Zerfall zu verhindern, ohne das Bild der Ruine merklich zu verändern. Die überwachsenen Fundamente des ehemaligen Bergfrieds wurden freigelegt und mit grosser Sorgfalt reparierten die mit Natursteinmauern erfahrenen Handwerker schadhafte Stellen.
Auch der 10 m tiefe Sodbrunnen ist gesichert und vom Schutt der letzten 60 Jahre befreit; er trägt jetzt eine neue Abdeckung.
Die Konservierungsarbeiten standen unter der Leitung der Architektin Gabriela Güntert und des Architekten Lukas Högl. Das Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Direktion des Innern, begleitete die Arbeiten in fachlicher Hinsicht. Die Zivilschutzorganisation des Kantons Zug half bei der Baustelleninstallation und der Errichtung einer Zufahrtsrampe.
Korporation und Einwohnergemeinde hatten die frisch restaurierte Burgruine am „Burgfäscht“ vom 6. Juni 2009 mit Mittelaltermarkt eingeweiht.
Römische Münzen
Bei der Restaurierung kam auch ein römischer Münzschatz zum Vorschein. Die 68 Münzen datieren in die Zeit von ca. 150 v. Chr. bis 270 n. Chr. Es könnte sich um Spuren eines römischen Heiligtums handeln.
Der Waldlehrpfad und Spielplatz Burg
Im Sommer 1978 entstand rund um die historische Burgruine der Waldlehrpfad samt Spielplatz. Auf Anregung des damaligen Verkehrsvereins Cham-Hünenberg und mit tatkräftiger Unterstützung von Ortsvereinen wurde das Projekt ausgeführt.
Im Sommer 2004 wurde der Waldlehrpfad durch die Gemeinde Hünenberg und die Korporation Hünenberg vollständig erneuert.
Der Name Hünenberg
Woher der Name Hünenberg kommt, weiss man nicht mit letzter Sicherheit. Möglicherweise stammt er vom altdeutschen Kurznamen «Huno» und «Berg» ab. So könnte Hünenberg der «Berg des Huno» sein, denn es gab offenbar eine Adelsfamilie, die Sippe des Immo, deren Vater Hunolf (Hun-Wolf) hiess.
Die Sippe liess sich bei Immensee nieder («See der Immo»). Der Name hat sich dann auf die Umgebung und das Dorf übertragen.
Das Wappen
Das Wappen von Hünenberg zeigt zwei silberne Einhörner mit roter Zunge, die sich voneinander abwenden. Sie stehen auf einem grünen Dreiberg vor blauem Hintergrund.
Das Wappen stammt von den Rittern von Hünenberg. Einhörner sind Fabelfiguren, Symbole für Keuschheit und Unbesiegbarkeit. Eigenschaften also, mit denen sich die Adligen gerne schmückten.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Guido Wetli Fotos: Archiv, Kantonsarchäologie Zug, Res Eichenberger, Andreas Busslinger, Thomas Müller Quellen: Burgen der Schweiz, Bd. 1: Kantone Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Zug. Zürich 1981. S. 86-87. / BITTERLI-WALDVOGEL, Thomas. Schweizer Burgenführer. Basel/Berlin 1995. Nr. 782 |