Anschluss an den öffentlichen Verkehr
Die erste Eisenbahnlinie von Luzern nach Zürich wurde 1864 eröffnet. Doch die SBB fuhr an Hünenberg vorbei – ohne Halt.
Nachdem immer mehr Menschen nach Hünenberg zogen, suchte man in den 1940er-Jahren den Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Zuerst einmal per Bus. Doch dazu musste erst einmal die Strasse von Cham nach Hünenberg «staubfrei» gemacht, sprich «geteert» werden. Erst 1954 begann man, die Strasse auszubauen – samt Trottoir.
Der erste Bus in Hünenberg
Am 29. Mai 1965 war es dann so weit: Der erste Bus der Zugerland Verkehrsbetriebe AG fuhr unter dem Jubel der Fähnchen schwingenden Schulkinder in Hünenberg Dorf ein. Seither wurde das Netz ständig aus- und umgebaut.
Dorfhistoriker Klaus Meyer erinnert sich
Es war ein regnerischer Samstag. Damals wurde am Samstag noch Schule gehalten, doch von Unterricht war nicht viel zu spüren. Die ungefähr 200 Hünenberger Schulkinder fieberten dem Empfang der vier neuen ZVB-Busse entgegen.
Die zehnköpfige Lehrerschaft (sie haben recht gelesen, zehn Lehrpersonen zählte damals Hünenberg) hatte alle Hände voll zu tun, die Mädchen und Knaben, alle im Sonntagsstaat, links und rechts der Chamerstrasse geordnet aufzustellen und ihnen ein Zuger- oder Schweizerfähnchen in die Hände zu drücken. Das Dorf war beflaggt. Der Männerchor und die Musikgesellschaft hatten sich unter dem vorragenden Scheunendach der damaligen Degenscheune zum Empfang bereitgestellt.
Doch die ZVB-Busse hielten sich nicht an den Zeitplan. Man wurde ungeduldig. Die Zuger Nachrichten berichteten, weshalb. Sie schrieb:
Sie kommen!
Gegen vier Uhr gab der Degenwirt die neueste „Lagemeldung“ durch: Die Busse mit den Herren des Verwaltungsrates, den Behördevertretern und Gästen seien soeben im Kreuz in Cham weggefahren. Mit etwas Verspätung allerdings…..
Wirklich, bald darnach kurvte der erste Bus beim Schmiedheim in die Chamerstrasse. Die Kinder jubelten und schwenkten wie wild ihre Fähnchen. Die Musikgesellschaft schmetterte den Willkomm-Marsch unter das Degenscheunendach, und aus den Bussen nickten die hohen Herren (so viel ich mich erinnern konnte, waren keine Frauen dabei) den Hünenbergern freundlich zu.
Ganz ohne Damen ging es allerdings doch nicht vorbei. Acht Ehrendamen kredenzten kühlen Weissen. Gemeindepräsident Arnold Zimmermann begrüsste die Gäste und neckte die Herren aus Zug humorvoll: „Man dürfe feststellen, dass von Zug nicht nur Vorschriften und Unangenehmes komme sondern ab und zu auch etwas Erfreuliches…..“
Ehrlich gesagt, viel früher wäre auch keine Busverbindung möglich gewesen, denn die Strasse von Cham nach Hünenberg war grösstenteils löcherig und musste vorerst noch staubfrei gemacht und ausgebaut werden, was erst 1954 der Fall war. Nachdem die Gemeindeversammlung 1962 beschlossen hatte, sich am Aktienkapital der ZVB zu beteiligen, war der Weg zu Verhandlungen am Zuger Busnetz mit Einbezug von Hünenberg offen.
Nach der Aufführung einer von Hedwig Bolliger verfassten Kindertheaterszene mitten auf der Strasse, in dem ein Fräulein auftrat und bemerkte, dass man von nun an auch bequem in Cham einkaufen könne, kam die grosse Stunde der Hünenberger Jugend.
Die Schülerinnnen und Schüler durften die Busse in Beschlag nehmen. Die erste Gratisbusfahrt führte sie nach Oberägeri, wo die Kinder Gäste der dortigen Gemeinde waren bei Wurst, Brot und einem Getränk.
Weitere Buslinien
Im Laufe der Jahre wurden Buslinien eröffnet und wieder eingestellt. Unter anderem wurde Ende 2013 die Linie 46 von Cham nach Sins wegen geringer Frequenzen aufgehoben.
Dafür wurde der Wunsch nach einer direkten Linie See-Dorf im Rahmen eines dreijährigen Versuchsbetriebes erfüllt: Die Linie 44. Sie führte vom Zythus via Eichmatt in einer Schlaufe um die Sonnhalden- und St. Wolfgangstrasse wieder zurück zum Zythus. Der Versuch wurde jedoch nach zwei Jahren wieder abgebrochen – Schuld waren die Sparmassnahmen im Kanton.
Dafür wurde die Buslinie 51 erweitert. Seit Dezember 2017 fährt der Bus von Rotkreuz nach einem Halt vor dem Dorfplatz die St. Wolfgangstrasse hinunter, hält beim Chrüzacher und dann beim Rony, bevor er kurz vor der Haltestelle Moos wieder auf die Chamerstrasse einbiegt.
Weitere Informationen zum Busbetrieb und der Zugerland Verkehrsbetriebe AG.
Die Stadtbahn
1864 wurde die Eisenbahnlinie von Luzern nach Zürich eröffnet. Hünenberg fand durch den Neubau der Strasse Bahnhof Cham-Enikon-Hünenberg «Anschluss» an die Bahn. Jedoch ohne eine eigene Haltestelle zu haben.
Erst mit der Realisierung der «Stadtbahn» 2004 erhielt Hünenberg gleich zwei offizielle Haltestellen auf dem Netz der SBB: «Hünenberg Zythus» und «Hünenberg Chämleten».
Geistiger Vater der Stadtbahn ist übrigens der in Hünenberger See wohnhafte Martin Bütikofer. Er hat die Idee in einer Studienarbeit aufskizziert. Als Leiter des kantonalen Amtes für öffentlichen Verkehr konnte er seine Vision kontinuierlich in die Tat umsetzen.
Beim Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2004 war es soweit. Die erste Etappe der Stadtbahn konnte in Betrieb genommen werden. Im Jahr 2006 wurde die Bahnstrecke Cham-Freudenberg (bei Rotkreuz) Jahren auf eine Doppelspur ausgebaut.
Das Fahrplanangebot auf der Bahnlinie Zürich-Zug-Luzern liess sich ohne einen Ausbau der Infrastruktur nicht weiter vergrössern.
In nur zwei Jahren konnte die Stadtbahn eine Frequenzsteigerung von 65 Prozent nach Inbetriebnahme der im Dezember 2004 verbuchen. Die Stadtbahn fuhr nicht mehr ins Freiamt sondern durch das aufstrebende Rontal in die Stadt Luzern.
Weitere Informationen zur Stadtbahn Zug bzw. der SBB.
Die Haltestellen
Die Haltestellen der Zuger Stadtbahn wurden 2008 mit dem renommierten Brunel Award für herausragendes Design und Architektur im Bahnwesen ausgezeichnet. Die von Leutwyler Partner Architekten, Zug, entworfenen «Kleinstationen im Vorstadtbereich zeichnen sich durch die einfache und klare Formensprache, durch Intermodalität, durch Übersichtlichkeit und durch die Signifikanz im Erscheinungsbild aus», schrieb die Jury.
Das System Stadtbahn Zug wurde unter 80 Projekteinsendungen in der Kategorie „Architektur“ ausgezeichnet.
Das Stadtbahnsystem umfasst 9 neue Haltestellen, die Anpassung von 6 bestehenden Bahnhöfen, neues Rollmaterial sowie eine Vernetzung von Bahn- und Bussystem. Am Stadtbahnsystem beteiligt sind der Kanton Zug, Amt für öffentlichen Verkehr (als Auftraggeber), SBB Infrastruktur (als Bauherr) und die ARGE atelier 10:8 Zürich und Leutwyler Partner Architekten Zug (als Architekten der Stadtbahn-Haltestellen).
Weitere Informationen zur Auszeichnung.
Golfplatz Holzhäusern
Der Bau eines Golfplatzes in der Gemeinde Hünenberg war immer wieder ein Thema. Eines der Projekte betraf auch die Langrüti, wo die Infrastrukturbauten wie Clubhaus etc. errichtet werden sollten. Der Golfplatz hätte sich bis zum Gebiet Langholz/Kemberg erstreckt. Nachdem aber einer der beteiligten Landwirte nicht mehr mitmachen wollte, musste das Projekt im Jahre 1992 begraben werden.
Bereits ein paar Jahre vorher sollte im Gebiet Bützen/Stadelmatt über einem Gebiet von ca. 52 Hektaren Land ein 18-Loch-Golfplatz erstellt werden. Der im Jahr 1990 gegründete Golfclub Hünenberg verlangte mit einer Motion im Jahre 1991 die dafür nötige Umzonung von der Landwirtschaftszone in eine Zone „Übriges Gebiet“, welche die Erstellung eines Golfplatzes ermöglicht hätte. Sowohl die Baudirektion des Kantons Zug als auch der Gemeinderat waren gegen dieses Projekt, u.a. weil der Golfplatz in einer Landschaft von nationaler Bedeutung zu liegen gekommen wäre, mehrere Landwirtschaftsbetriebe hätten aufgegeben werden müssen und auch die Naturschutzgebiete tangiert worden wären.
Nachdem die erwähnten beiden Projekte gescheitert waren, wurde in Holzhäusern, Gemeinde Risch, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemeinde Hünenberg ein neuer Standort gefunden. Dieses von der Migros Genossenschaft Luzern lancierte Projekt konnte dann tatsächlich realisiert werden und wurde zu einem grossen Erfolg.
Die für alle Golfspielerinnen und Golfspieler ohne Clubmitgliedschaft offene 18-Loch-Anlage (public golf) wurde 1995 eröffnet. Sie gelangte schon bald an Kapzitätsgrenzen, weshalb sie um eine 9-Loch-Anlage in der Alznach (südöstlich der Langrüti) erweitert werden musste. Nachdem ein Teil dieser Erweiterung auch Hünenberger Boden betraf, musste die Gemeindeversammlung 1996 der notwendigen Umzonung zustimmen.
So ist Hünenberg doch noch zu einem kleinen Golfplatz gekommen (rund 22‘000 m2). Es liegt aber kein einziges der neun Löcher auf Hünenberger Gemeindegebiet.
Weitere Informationen zum Golfplatz Holzhäusern.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Klaus Meyer Urs Felix, Guido Wetli Fotos: Andreas Busslinger, Urs Felix |