Das Leben in einem Pfahlbauerdorf am Zugersee.
Pfahlbauer am Zugersee
Schon vor 6’000 Jahren gab es rund 300 Meter nordwestlich von hier am Wildenbach ein Pfahlbauerdorf. Die Überreste eines dazu gehörenden Werkplatzes mit Holzpfählen und Geräten aus Felsgestein und Feuerstein hat das Amt für Denkmalpflege und Archäologie 2002 bei Bauarbeiten gefunden.
Weitere Pfahlbaudörfer, die vor rund 5’000 Jahren bewohnt waren, gab es in unmittelbarer Nähe im Dersbachquartier. Hier wurden bei Ausgrabungen im Vorfeld von Bauvorhaben immer wieder tragende Pfähle von Häusern, Gefässe aus Keramik, Steinbeile und Feuersteinmesser gefunden.
Das «Pfahlbaubrot»
Nachdem bei Ausgrabungen eine Art Rundbrot aus der Steinzeit entdeckt wurde, boten Zuger Bäckereien 2014 das «Zuger Pfahlbaubrot» an. Der Teig enthielt u.a. Dinkel und Haselnüsse, typische Nahrungsmittel der Pfahlbauzeit, und wurde zusammen mit dem kantonalen Amt für Denkmalpflege und Archäologie entwickelt.
Doch: Kurz nach der Lancierung traf das Resultat der wissenschaftlichen Untersuchung ein. Fazit: Der Rundhaufen war kein Brot, sondern verkohlter Torf!
UNESCO-Welterbe
Seit Juni 2011 gehören drei Pfahlbausiedlungen im Kanton Zug zum UNESCO-Welterbe: Zug-Sumpf, Zug-Riedmatt und Zug-Oterswil/Inseli.
Insgesamt wurden im Kanton Zug an 33 Standorten Reste von 50 Pfahlbauerdörfern gefunden, die zwischen der Jungsteinzeit und der Spätbronzezeit (5500-800 v. Chr.) bewohnt waren.
Weitere Informationen zum UNESCO-Welterbe
Landschaft von nationaler Bedeutung
Die Landschaft hat sich seit der Pfahlbauzeit stark verändert: Der Seespiegel lag höher – hier hätten Sie bereits nasse Füsse bekommen – und die Landschaft war stark durch die Bäche und Auenwälder mit Erlen und Haseln, etwas weiter im Hinterland dann von Weisstannen und Buchen geprägt.
Noch heute ist diese Landschaft etwas ganz Besonderes. Wegen ihrer «weitgehend unberührten Uferlandschaft mit kulissenartig in den See vorspringenden bewaldeten Molassekuppen und der mächtigen Nagelfluhpyramide der Rigi im Hintergrund» ist sie im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) verzeichnet. Des Weiteren hält das BLN für schützenswert: «Breite Schilfgurtel und bemerkenswerte Verlandungsbestânde. Zahlreiche, wissenschaftlicher Erforschung gut zugäangliche, urgeschichtliche Seeufersiedlungen (sog. Pfahlbauten).»
Als zweites Gebiet in Hünenberg ist die Reusslandschaft im Bundesinventar verzeichnet.
Mehr Informationen zur Reusslandschaft finden Sie auf dem Themenweg – Nr. 19, Beugenrank
Das BLN macht mit seinen 162 Objekten 19% der Schweizer Landesfläche aus. Das Ziel des BLN ist die Erhaltung und die Pflege der landschaftlichen Vielfalt und Eigenart. Mit dem Projekt «Aufwertung BLN» sollen die Schutzwirkung des BLN gestärkt und die Landschaften aufgewertet werden.
Ins Inventar Aufnahme gefunden haben neben eigentlichen «klassischen» Naturdenkmälern namentlich Landschaften, die entweder schweizweit einzigartig sind, einen charakteristischen Landschaftsstyp vertreten, oder die aufgrund ihrer Ruhe, Ungestörtheit oder ausserordentlicher Schönheit eine besondere Attraktivität aufweisen.
Weitere Informationen zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler
Absenkung des Seespiegels
1540 wurde eine Strasse von Zug entlang des Seeufers nach Cham gebaut. Weil die Strasse aber immer wieder überschwemmt wurde, musste 1592 das Flussbett der Lorze in Cham abgegraben werden. Damit wurde der Seespiegel um mehrere Meter abgesenkt.
Damit konnte nicht nur viel Land gewonnen werden, sondern es gab leider auch immer wieder Erdabbrüche. So versank in Arth ein Haus und in der Zuger Altstadt rutschten neun Gebäude in den See. 1630 wurde die Lorze nochmals abgegraben.
Heute wird der Wasserstand künstlich mit einem über 100 Jahre alten Stauwehr beim Ausfluss der Lorze in Cham reguliert. Die Anlage besteht aus vier einzeln verstellbaren Holztafeln, mit deren Heben oder Senken die Abflussgeschwindigkeit der Lorze verändert werden kann.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Guido Wetli Fotos: Amt für Denkmalpflege und Archäologie, Andreas Busslinger Zeichnung: Amt für Denkmalpflege und Archäologie |