
Zythus, Eichmatt, und Kemmatten
Die Quartiere Zythus, Eichmatt und Kemmatten gehören zum Gemeindeteil Hünenberg See.
Lange Zeit lag dieses Gebiet im Dornröschenschlaf, nur wenige Leute wohnten hier. Die Post, Telefonie, Wasserversorgung und Abfallentsorgung liefen über Cham und auch die Kinder besuchten die Chamer Schulen. Erst 1968 wurde hier der erste Kindergarten erstellt.
Von „6330 Cham“ zu „6333 Hünenberg See“
Das früher dünn besiedelte Gebiet in Hünenberg See war postalisch lange Zeit mit der Gemeinde Cham verbunden. So lautete die Postanschrift „6330 Cham“.
Der Gemeinderat hatte sich seit 1979 und dem stetigen Wachstum dieses Gemeindeteils bei der Schweizerischen Post immer wieder bemüht, für Hünenberg See eine eigene Postadresse zu erlangen, um die Identität und Zusammengehörigkeit zur Gemeinde Hünenberg auch auf diese Weise zum Ausdruck zu bringen.
Doch zuerst wollten die Hünenberger am See gar keine eigenen Postleitzahl. Eine Umfrage Ende der 1990er Jahre ergab, dass 2/3 der Einwohnerinnen und Einwohnter mit „6330 Cham“ zufrieden sind.
Erst 2008 war man dann bereit, die eigene Postanschrift zu aktzeprieren: Am 1. September 2008 trat die neue, renommierte Postadresse „6333 Hünenberg See“ in Kraft.
Ein Schulhaus für Cham und Hünenberg
Cham und Hünenberg liegen hier sehr nahe zusammen. Bereits 1968 haben die Gemeinden deshalb in Kemmatten ein gemeinsames Primarschulhaus für Kinder aus Hünenberg und Cham geplant. Da es dann aber doch (noch) zu wenig Kinder gab, wurde es nie realisiert. Nur ein Kindergarten wurde erstellt.
Die Hünenberger Kinder erhielten 1972 ihr erstes Primarschulhaus in Kemmatten in einem Pavillon – ohne Chamer Beteiligung.
Erst 2009 wurde der Traum vom gemeinsamen Schulhaus wahr: Das auf der Gemeindegrenze erstellte Primarschulhaus Eichmatt ist das erste Schulhaus dieser Grösse in der Schweiz mit Minergie-P-Standard.
Photovoltaik
Auf dem Dach des Schulhauses Eichmatt wurde die damals grösste Solaranlage im Kanton Zug installiert, die 65‘000 kWh Strom pro Jahr liefert – genug für 12 Haushaltungen.
Hünenberg ist generell bei der alternativen Energiegewinnung sehr fortschrittlich: Seit dem Jahre 2000 setzt die EGH Elektro-Genossenschaft Hünenberg auf Photovoltaik. In Drälikon baute sie die erste Photovoltaik-Anlage. Mit einer installierten Leistung von 32.56 kWp deckt sie den Jahresbedarf von sieben bis acht Familien.
2011 nahm in Hünenberg das erste Biomasse-Heizkraftwerk des Kantons, die BiEAG, ihren Betrieb auf.
Sowohl die Wasserwerke Zug WWZ als auch die EGH bieten Strom aus erneuerbaren Energien (Wasserkraft, Solaranlagen) an.
Zukunfts- und Internethaus «FutureLife»
Europaweit bekannt wurde Hünenberg See im Jahre 2000, als an der Huobstrasse 77 das modernste Haus Europas seine Tür öffnete, das Zukunftshaus «FutureLife».
Hier lebte die Familie Daniel und Ursi Steiner mit ihren Kindern «in der Zukunft» und testete die neusten Geräte auf ihre Tauglichkeit in Büro und Haushalt. Ihr Alltag konnte via Internet verfolgt werden, ein Novum für diese Zeit.
Die Steiners hatten für diesen „Job“ ihre Stellen gekündigt. Nebst dem Ausprobieren und Gebrauchen der Innovationen und Testberichte schreiben mussten sie auch Email beantworten, Chatten und das Projekt an Kongressen, Veranstaltungen und bei Führungen im Haus vorstellen. Dafür erhielten sie einen Lohn und ein separates Betriebsbudget.
Namhafte nationale und internationale Firmen engagierten sich bei Futurelife zum ersten Mal gemeinsam in einem Projekt.
Damit die Privatsphäre der Familie gewahrt blieb, mieteten die Steiners eine Wohnung im angebauten Nachbarhaus, wo sie sich zurückziehen und fern von Kameras, Mikrophonen und Internet die Nacht verbringen konnten.
Das Wohnprojekt wurde von der in Baar domizilierten Beisheim Holding GmbH initiiert. Sie hatte das Reihenhaus gekauft und die vierköpfige Familie Steiner angestellt, die das Haus für drei Jahre bewohnte.
Im Haus waren rund 50 ultramodernen Hightechanlagen und -einrichtungen im Gesamtwert von rund 1.5 Millionen Franken installiert.
Heute Alltag
Bei der offiziellen Eröffnung des Zukunftshauses am 16. November 2000 richtete John T. Chambers, Präsident und CEO der «Futurelife»-Partnerfirma Cisco Systems, per Beamer ein Grusswort an die Anwesenden. Er beendete seine Rede mit einer nüchternen Prognose: «Es ist spannend, die Entwicklung des Internethauses zu beobachten – aber das, was wir heute kennen, wird uns in zwei oder drei Jahren schon als ziemlich simpel erscheinen.»
Er sollte Recht behalten. Denn die damals futuristischen Dinge wie Roboter-Rasenmäher, das Türschloss mit Fingerscan, der Kühlschrank mit Bildschirm, die Sprachsteuerung von Rollläden und Licht oder die per Telefon einschaltbare Zentralheizung gehören heute zum Alltag.
Aber auf Online-Shopping mit Heimlieferung, drahtloses Internet und Multimedia-Bildschirm an der Wand erregen heute kein Aufsehen mehr.
Das Projekt ist nach drei Jahren in eine AG überführt worden und wird von Ursi und Daniel Steiner noch immer weiterentwickelt.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Guido Wetli Fotos: Andreas Busslinger |