Panorama
Wenn hier nicht gerade Nebel liegt, können Sie von hier aus ein herrliches Panorama geniessen: Ganz im Norden erkennt man den Mutschellen, gefolgt von der Albiskette.
Vom Gottschalkenberg schweift der Blick über den Zugerberg hin zum Wildspitz, dem mit 1580 m.ü.M. höchsten Berg des Kantons. Natürlich können Sie von hier auch die Rigi sowie die Schwyzer- und Urneralpen sehen.
Geburtsstunde von Hünenberg
Vor uns liegt die Stadt Cham, mit der Hünenberg zur Zeit der Helvetik (1798-1799) für ein Jahr eine gemeinsame Gemeinde bildete. Denn mit dem Ende des „Ancien Régime“ 1798 hatte Hünenberg seine politische Selbstständigkeit verloren.
Am 11. Februar 1798 beschloss eine ausserordentliche Bürgergemeinde der Stadt Zug, ihre Vogteien gemäss der helvetischen Verfassung freizulassen. Alle Untertanverhältnisse wurden an diesem Tag von Zug aufgelöst. Dies wurde in einer Urkunde vom 17. Februar dann auch noch schriftlich beglaubigt. Die neuen Gemeinden werden analog den Kirchgemeinden gebildet. Somit bilden Cham und Hünenberg eine gemeinsame, sogenannte Munizipalität.
Im Mai 1798 stimmen die Hünenberger zusammen mit den Chamern in der St.-Jakobs-Kirche in Cham der Verfassung der helvetischen Republik zu. Sie ernennen sechs Wahlmänner (für Hünenberg: Bernhard Elias Suter, Michael Werder und Jakob Waller) sowie zwölf Munizipalbeamte (für Hünenberg: Bernhard Elias Suter, Thomas Bütler, Beat Baumgartner, Jakob Baumgartner, Michael Werder, Peter Degen).
Nach der Annahme der Verfassung der Helvetischen Republik, muss jeder Wahlberechtigte einen Eid auf die Verfassung ablegen. Doch die Hünenberger wollen das nicht in Cham tun, sondern bei der Wart. Am 29. August 1798, dem Schwörtag, setzten sie durch, dass sie sich bei der Wart in Hünenberg treffen statt im Raben im Cham. Die Loslösung von Cham nimmt ihren Lauf.
Im Frühling 1799 ordnet der Innenminister Brugger an, dass die Hünenberger eine eigene Munizipalität bilden dürfen. Am 1. April 1799 stimmt eine grosse Mehrheit der Hünenberger für die Trennung von Cham. Sie wählen einen Gemeinderat, Munizipalität genannt. Das war die Geburtsstunde der heutigen modernen Gemeinde Hünenberg.
Zu dieser Zeit zählt Hünenberg 894 Einwohner, davon rund 290 Aktivbürger.
Der erste Gemeindepräsident
Zum ersten Gemeindepräsidenten wurde der konservative Arzt Franz Basil Gretener (1765-1843) gewählt.
Franz Basil Gretener studierte in Strassburg Medizin (1785) und war danach offenbar Feldscherer in fremden Diensten. Nach seiner Rückkehr nach Hünenberg arbeitete er hier als Arzt.
1799-1837 war er der erster Präsident der neuen Gemeinde. Hünenberg. Von 1798 bis 1816 führte er die Genossen im Konflikt mit den Beisassen um das Gemeindegut, wobei 1803 ein Attentat auf ihn verübt wurde. Gretener war auch Kantonsrat (1803-1837), Landrat (1837-1840) und Tagsatzungsgesandter (1804).
1814 war Gretener Mitglied der Verfassungskommission.
Das Kemberghaus
Am gegenüberliegenden Ufer liegen Walchwil und Zug. In Zug sind gleich zweimal die Uferpartien eingebrochen, das erste Mal 1435 und nochmals im Jahre 1887. Ganze Häuserzeilen versanken einfach so im See.
Nach dem letzten Seerutsch 1887 beschloss man, die noch unbeschädigten, aber gefährdeten Häuser abzubrechen und andernorts wieder aufzubauen. So auch die «Restauration Spillmann», der heutige Kemberghof.
Das Haus wurde 1842 gebaut und diente ab 1876 am Alpenquai in der Zuger Vorstadt als Gasthaus. Gefährdet vor dem Versinken wurde es 1889 vom Chamer Uhrmacher Kandid Muff im Januar 1889 ersteigert. Er liess das Haus zerlegen, über den See transportieren und auf dem Kemberg wieder aufbauen.
Zur Versetzung von Häusern kam es früher recht häufig, da Arbeitskräfte günstiger waren als Baumaterial.
Das Gasthaus „Spillmann“ hatte ursprünglich wohl ein anderes Aussehen und muss noch ein Giebeldach besessen haben. Nach der Dislokation nach Hünenberg wurde der First verkürzt, wie das meistens bei Wiederaufbauten der Fall war, und das Haus erhielt ein Walmdach. Von der geschlossenen Laube an der Ostseite bietet sich der gleiche wunderbare Blick über Hünenberg See zu den Alpen, wie wir ihn von hier aus geniessen können.
An den ehemaligen städtischen Standort erinnern aber noch heute die flachgedeckte Laube und das wuchtige Walmdach. Beides ist bei Bauernhäusern nicht zu finden.
Im Lagerbuch der Gebäudeversicherung wird das Haus in der Huobweid erstmals 1889 als Neubau erwähnt.
Bis 1909 wechselte das Haus neunmal den Besitzer, bis es schliesslich von der Familie Brun übernommen und bewohnt wurde. 2016/17 wurde es komplett saniert.
Das Kemberghaus in einer undatierten Aufnahme, 1995 und nach der Restaurierung im August 2017.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Guido Wetli Fotos: Archiv, Thomas Müller (Panorama) |