Geschichtliches
Es ist kaum zu glauben, dass die heutige Zentrumstrasse noch in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts noch nicht bestand. Es führte ein kleines Bächlein vom Maihölzli her neben einigen Tannen bei der alten Post vorbei in Richtung Dorfstrasse.
Die Bäckerei Hotz Rust AG, damals noch Schwerzmann, war das einzige Haus. Daneben stand das gemeindliche „Sprützehüsli“, das erst beim Bau der Zentrumstrasse entfernt wurde.
Die Entstehung dieser Strasse war ein „Kind“ des Kirchen- und Saalprojekts zu Beginn der Siebzigerjahre. Dabei tauchte auch die Idee auf, Hünenberg See – damals noch Kemmatten genannt – mit dem Dorfkern in direkter Linie zu verbinden. Zur gleichen Zeit war nämlich auch der Bau der Autobahn A4 im Gang, welche die beiden Gemeindeteile entzwei schnitt. So sollte die Zentrumstrasse in gerader Linie vom Dorf, unter der Autobahn hindurch, hinter dem Rinderholz und Langholz vorbei nach Kemmatten führen. Als der erste Teil der Zentrumstrasse nach dem Bau der Autobahn erstellt war, besann man sich aber eines Besseren. Das Kulturland am Rande des Hubels wollte man nicht mit einer Strasse zu betonieren. Die vorgesehene direkte Verbindung liess man deshalb bleiben und baute dafür die Langrütistrasse aus.
Damit nun aber das gebaute Strassenstück nicht ins Leere führte, diente es vor allem der Erschliessung der hier entstehenden gemeindlichen und kirchlichen Bauten. Nach und nach wurden die folgenden Gebäude realisiert:
1974 | röm.-kath. Kirche «Heilig Geist» Saal «Heinrich von Hünenberg» Feuerwehrdepot Schulhaus Ehret B (2014-2016 neu) Aussensportanlagen |
1993 | Werkhof Feuerwehrgebäude |
1994 | Dreifachturnhalle |
1997 | evang.-ref. Kirchenzentrum Schulhaus Ehret C Freizeit- und Sportanlage |
2004 | Fussballplatz |
2005 | Pfadiheim |
2013 | Jugendräume |
Fast nirgends kann man in Hünenberg die neuere Gemeindentwicklung so augenfällig ablesen wie an der Zentrumstrasse. Die Einwohnerzahl hat innerhalb der letzten fünfzig Jahre um das Sechsfache zugenommen und beträgt heute über 9‘000 Seelen.
Der Werkhof und das Feuerwehrgebäude
Ende der 1960er-Jahre zählte Hünenberg knapp 1‘800 Einwohnerinnen und Einwohner. Als das Feuerwehrdepot unter dam Saal „Heinrich von Hünenberg“ geplant wurde, lebten rund 2‘000 Personen in Hünenberg. 1975 konnte das Feuerwehrdepot im Untergeschoss des neuen Saalgebäudes bezogen werden. Daneben wurde das erste Lokal des gemeindlichen Werkhofes eingerichtet.
Beda Boos war als erster vollamtlicher gemeindlicher Werkdienstmitarbeiter tätig. Er war anfänglich mit seinem privaten VW-Käfer samt Anhänger unterwegs und erledigte unzählige Arbeiten zum Wohl der Gemeinde.
Mit dem Wachstum der Gemeinde wurden die Platzverhältnisse sowohl für die Feuerwehr als auch für den Werkhof zu eng. Es wurde deshalb die Planung eines neuen Werkhofes und eines neuen Feuerwehrgebäudes an die Hand genommen. Am 24. Juni 1991 genehmigten die Stimmberechtigten den Baukredit von 10,9 Millionen Franken. Nach zwei Jahren wurden der Werkhof und das Feuerwehrgebäude am 13. November 1993 offiziell in Betrieb genommen.
Damit konnte den Anforderungen der inzwischen rund 7‘000 Personen zählenden Gemeinde Rechnung getragen werden. Auch wurden durch den Neubau die Räumlichkeiten im Saal „Heinrich von Hünenberg“ frei, dort, wo sich nun der Einhorn- und der Maihölzlisaal befinden. Im Aussenbereich des Werkhofes wurde die erste Entsorgungsstelle (Ökihof) eingerichtet.
Seit Februar 2000 benutzt der Ökihof Hünenberg Zentrum ein automatisches Kehricht-Wiegesystem. Die BenutzerInnen können mittels elektronischem Steckschlüssel ihren Hauskehricht wiegen und persönlich verrechnen lassen. Auf der gegenüberliegenden Seite des kombinierten Güsel-Containers wird Sperrgut zurückgenommen. Derzeit werden rund 700 solcher Steckschlüssel benutzt. Dank dem Wiegesystem lässt sich eine Kehricht-Sammelfahrt etwa alle drei Wochen einsparen.
Weitere Informationen zum Werkdienst und dem Ökihof Hünenberg Zentrum.
Die Hünenberger Feuerwehr
Die Alarmauslösung geschah früher meist durch das Läuten der Kirchenglocken und in Hünenberg durch das Abfeuern von Böllerschüssen aus der Herrgottskanone aus dem Jahre 1826. Später meldete das Feuerhorn den Ausbruch eines Brandes. Heute wird die Alarmmeldung zentral von Zug aus mit technischen Hilfsmitteln ausgelöst.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts änderte sich die Arbeitsweise der Feuerwehr kaum. Die meisten Hünenberger waren Bauern und Handwerker. Jeder Hof war durch mindestens eine Person in der Feuerwehr vertreten. Diese Regelung galt aber für Lehrer nicht. Beispielsweise war Lehrer Emil Müller Vizekommandant, durfte aber bei einem Brandfall während der Schulzeit nicht ausrücken.
Anfangs der Neunziger-Jahre modernisierte sich die Feuerwehr und die Frauen hielten Einzug. An einem Rapport sagte ein Feuerwehrmann mit markigen Worten: «Feuerwehr ist Männersache». Im Jahre 1996 trat mit Irma Arnold trotzdem die erste Frau in die Feuerwehr ein. Der Frauenanteil erhöhte sich allmählich und die Frauen sind fester Bestandteil im Korps geworden. Mit den Frauen hat sich auch die Umgangssprache positiv verändert.
Die Feuerwehr hat sich zu einem hoch technisierten Betrieb entwickelt. Man setzt nach wie vor auf das Milizsystem, was ein beträchtliches Engagement an Freizeit beansprucht. Alarmiert wird heute mit modernen technischen Hilfsmitteln und jedermann kann persönlich erreicht werden.
Die Hünenberger Feuerwehrleute stehen rund um die Uhr und an 365 Tagen in Pikettbereitschaft. Beim Eingang eines Alarms ziehen sie die Feuerwehrkleider an und rücken zum Einsatzort aus. Die Fahrer begeben sich zum Feuerwehrgebäude und holen die Feuerwehrfahrzeuge.
Der prägnante Rundbau der evang-ref. Kirche
Hünenberg ist die jüngste eigenständige Bezirkskirchgemeinde im Kanton Zug.
Seit 1950 gehörte Hünenberg zusammen mit Cham und Rotkreuz zur Bezirkskirchgemeinde Ennetsee. Damals war Hünenberg noch ein kleines Dorf. Erst ging man nach Cham „z’Chile“, dann nach Rotkreuz. Da keine kirchlichen Räumlichkeiten zur Verfügung standen, fand die Sonntagsschule in Privatstuben und später in den Schulhäusern Ehret und Holzhäusern statt.
Im Jahr 1982 konnte ein Pavillon aus Steinhausen übernommen werden, der dort nicht mehr gebraucht wurde. Die Gottesdienste wurden nun abwechslungsweise im Pavillon an der Zentrumstrasse und in der Kirche St. Wolfgang abgehalten. Der Pavillon weckte den Wunsch nach mehr. Und so wurde der Neubau einer Kirche beschlossen.
Die ersten Ideen für ein Kirchenzentrum in den achtziger Jahren mündeten in konkrete Planungen in den Neunzigern. 1992 wurde ein Architekturwettbewerb durchgeführt, den der Zürcher Architekt Willi Egli für sich entscheiden konnte. Das Projekt sah ein vom Grundriss her viereckiges Kirchenzentrum vor.
In der Folge wurde das Projekt zum heutigen Rundbau weiterentwickelt. Der Spatenstich erfolgte am 2. Februar 1996 und am 21./22. Juni 1997 konnte das neue evang.-ref. Kirchenzentrum zur Freude von Jung und Alt eingeweiht werden.
Der Rundbau des Kirchenraumes setzt den architektonischen Akzent des Gebäudekomplexes. Der Innenraum ist hell und freundlich gestaltet und wirkt sehr modern und heimelig zugleich.
Weitere Informationen zum evang.-ref. Kirchenzentrum bzw. zur Geschichte der evang.-ref. Kirchgemeinde
Fasnachtsbrunnen
Man mag sich vielleicht fragen, was denn der Brunnen mitten auf der Maihölzliwiese für eine Bewandtnis hat. Er ist ein Geschenk der Guggenmusik „Quaker“ an die damals zwanzigjährige Eiche Zunft (1996), die in Hünenberg die bekannte Fasnacht organisiert. So anerbot sich die Gemeinde, hier den Standort für den Brunnen zur Verfügung zu stellen.
Autoren: Patricia Diermeier Reichardt, Guido Wetli Fotos: Archiv, Andreas Busslinger |